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Hautkrebs-Alltag in einer großen Hautarztpraxis

Interview mit Dr. Uwe Schwichtenberg aus Bremen, www.Derma-Nord.de, Mitglied des Bundesvorstandes und Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD e.V.) und Vorsitzender im Landesverband Bremen.

Herr Dr. Schwichtenberg: Im alltäglichen Sprachgebrauch sagt man meistens "ich lasse meine Muttermale untersuchen". Beinhaltet das auch eine Untersuchung auf schwarzen und weißen Hautkrebs?

Das "Kontrollieren der Muttermale" ist nur eine andere Bezeichnung für die gesetzliche Hautkrebsvorsorge. Hierbei wird sowohl nach schwarzem Hautkrebs (Melanom) als auch nach den weißen Hautkrebsarten Basaliom, Spinaliom und deren Vorstufen (aktinische Keratosen) gesucht. Eine Hautärztin oder ein Hautarzt werden bei der Untersuchung immer alle Krebsarten der Haut berücksichtigen, auch die seltenen.

Wie sieht denn der Hautkrebs-Alltag in Ihrer Hautarztpraxis aus? Bekommen Sie täglich Melanome zu Gesicht?

Nun, zum Glück sehe ich nicht täglich einen schwarzen Hautkrebs. Dafür aber häufig Muttermale, die schon leicht verändert aussehen und aus denen mal ein Melanom entstehen könnte. Am häufigsten allerdings, gerade in der Altersklasse 50+, sind die Vorstufen des weißen Hautkrebses, die aktinischen Keratosen. Das sind meist kleine rötliche, leicht schuppende Stellen, die aber auch in einer größeren Anzahl oder großflächig auftreten können.

Wenn aktinische Keratosen auch rot aussehen können, kann man sie dann mit anderen Hautproblemen verwechseln?

In der Tat kann die Unterscheidung zum Beispiel zwischen einem kleinen Herd einer Schuppenflechte und einigen Hautkrebsarten oder Hautkrebsvorstufen manchmal schwierig sein. Die Hautärztinnen und Hautärzte nutzen daher ein spezielles Auflichtmikroskop, mit dem man unterschiedliche Hautveränderungen beleuchtet und vergrößert untersuchen kann. Manche Stellen schaue ich mir sogar am Computerbildschirm an.

Wie kann man Hautkrebs am besten behandeln? Wahrscheinlich durch operieren, oder?

Die Behandlung von Hautkrebs hängt von vielen Faktoren ab. Zunächst einmal gibt es verschiedene Arten von Hautkrebs. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von anerkannten Behandlungsverfahren, die je nach Art, Größe und Lokalisation zum Einsatz kommen können. Auch spielen das Alter des Patienten, weitere Erkrankungen und Risikofaktoren (z.B. geschwächtes Immunsystem) eine Rolle. Welche Therapie eingesetzt wird, kann nur individuell durch die behandelnde Hautärztin oder den behandelnden Hautarzt entschieden werden. Eine Operation ist nicht in jedem Fall erforderlich, bestimmte Formen des weißen Hautkrebses und Aktinische Keratosen können auch mit Gelen oder Cremes behandelt werden.

Kann Hautkrebs wiederkommen nachdem man ihn entfernt hat?

Sowohl weißer als auch schwarzer Hautkrebs kann natürlich an einer anderen Stelle neu entstehen. Deswegen werden Personen, die schon einmal von Hautkrebs betroffen waren, engmaschig zu Kontrolluntersuchungen einbestellt. Manchmal entsteht auch an der gleichen Stelle ein neuer Hautkrebsherd, zum Beispiel weil der alte nicht vollständig entfernt wurde. Dies ist manchmal bei Basaliomen der Fall. Bei schwarzem Hautkrebs muss man je nach Art und Dicke des Tumor weitere Untersuchungen veranlassen, um nach eventuellen Metastasen zu suchen.

Was halten Sie von Sonnenstudios? Lassen Sie mich raten...

Solarienbesuche sollten grundsätzlich vermieden werden. Regelmäßige Solarienbesuche erhöhen das Risiko, an Hautkrebs zu erkranken.

Ist eine Hautkrebs-Vorsorgeuntersuchung auch schon bei Kindern notwendig?

Grundsätzlich sollten Eltern auch mit ihren Kindern zum Hautarzt gehen, wenn Sie Auffälligkeiten an der Haut entdecken, z.B. sehr dunkle, unregelmäßige und wachsende Pigmentmale. Ein regelmäßiges Hautkrebs-Screening ist vom Gesetzgeber für Kinder allerdings nicht vorgesehen.

Gibt es Stellen am Körper, an denen es besonders wichtig ist, sich einzucremen?

Grundsätzlich können die unterschiedlichen Formen des schwarzen und weißen Hautkrebses an allen Stellen des Körpers auftreten. Also müssen sie sich überall dort eincremen, wo die Sonne auch hingelangen kann. Wichtig zu beachten ist: Die Vorstufen des weißen Hautkrebses, Aktinische Keratosen, entstehen vornehmlich an den "Sonnenterassen" des Körpers wie Handrücken, Unterarmen, Kopf oder Dekolleté. Typische Stellen im Bereich des Kopfes sind Stirn, Schläfen, Nase, Unterlippe, Wangen und die Ohrmuscheln. Bei Männern mit wenig Haaren kann vor allem die Kopfhaut betroffen sein. Hier treten oft erhebliche Lichtschäden mit flächenhaften aktinischen Keratosen auf. Dies sind alles Bereiche, die auch im Alltag, und nicht nur beim Sonnenbaden, unbedeckt sind. Hier gilt also: immer eincremen, nicht nur am Strand!

Und wenn ich nur im Schatten liege? Trotzdem eincremen?

Die UV-Strahlung ist im Schatten zwar vermindert, aber dennoch vorhanden. Sie sollten sich daher auch im Schatten mit Lichtschutzmitteln eincremen. Die Höhe des UV-Schutzfaktors hängt von Ihrem Hauttyp ab.

Vielen Dank!