Die Anzahl der Hautcheck-Apps steigt stetig, versprechen diese doch eine schnelle Diagnose angesichts der Terminknappheit in dermatologischen Praxen. Allerdings empfehlen die Tools häufig trotzdem den Besuch in einer Hautarztpraxis, um auf Nummer sicher zu gehen. Das ist besser als eine Fehldiagnose durch die App. Doch wie steht es mit der Qualität? Darüber und über Grenzen der Hautcheck-Apps diskutierten Expertinnen und Experten des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD) und der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG) auf der gemeinsamen Pressekonferenz am 1. März 2024 im Rahmen der DERMATOLOGIE kompakt + praxisnah in Wiesbaden.
Eine unklare Hautveränderung löst bei vielen Menschen Angst aus, es könnte sich um Hautkrebs handeln. Eine möglichst schnelle Diagnose soll Klarheit bringen. Doch zwischen dem Zeitpunkt der Entdeckung und der Diagnose in der Hautarztpraxis vergehen oft Wochen. Abhilfe versprechen in dieser Situation Hautcheck-Apps, die zum Teil bereits von gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden. Einfach ein paar Fotos aus unterschiedlichen Perspektiven der verdächtigen Hautstelle anfertigen, hochladen – und wenige Stunden später kommt die Diagnose, entweder von Hautärztinnen und Hautärzten, die die Fotos beurteilen und/oder durch Künstliche Intelligenz (KI), mit der manche App arbeitet. Doch Vorsicht: „Wir sehen die Beurteilung allein per Hautcheck-App von neu aufgetretenen oder veränderten Muttermalen – also denjenigen Hautveränderungen, die in der Regel die meisten Sorgen wegen schwarzem Hautkrebs bereiten – sehr kritisch“, warnt BVDD-Präsident Dr. Ralph von Kiedrowski. Studien haben gezeigt, dass die Präsenzuntersuchung in der Hautarztpraxis der telemedizinischen per App überlegen ist. „In der Praxis können wir den ganzen Patienten berücksichtigen und auch Rückfragen stellen, außerdem steht uns die Auflichtmikroskopie zur Verfügung“, so Dr. von Kiedrowski.
Die S2k-Leitlinie „Teledermatologie“ von BVDD und DDG empfiehlt denn auch, dass die Primärdiagnostik beim Verdacht auf hellen oder schwarzen Hautkrebs auf der Basis teledermatologischer Befunde zwar erwogen werden kann, aber nur, wenn die morphologischen Befunde klinisch eindeutig sind und die notwendigen zusätzlichen anamnestischen und klinischen Angaben erhoben werden können. Die Primärdiagnostik allein aufgrund von KI-Lösungen soll nicht erfolgen. „Künstliche Intelligenz (KI) bei der Diagnose von Hautkrebs ist sicherlich ein Thema in der nahen Zukunft. Momentan ist KI jedoch noch kein Facharztstandard“, betont der BVDD-Präsident.
Auswirkungen auf die Arbeit in der Niederlassung haben aber bereits heute die Befunde von Diagnose-Apps. „So stellt sich die Frage, ob eine von einer App ausgewiesene Dringlichkeit beachtet werden muss oder ob der Patient nicht doch erst nach Wochen einbestellt werden kann“, so Dr. von Kiedrowski. Entscheidend ist zudem, dass Patientinnen und Patienten, die Apps und KI nutzen, auch den Weg in die Versorgung finden, wenn dieser notwendig ist. „Denn ein Befund, der nicht weiterführt, ist ein großes Problem“, stellt der BVDD-Präsident klar. Geschäftsmodelle, bei denen per Hautcheck-App Bagatellfälle gegen eine privat zu zahlende Gebühr rasch geklärt werden können, gleichzeitig aber die schwierigen Fälle dann in die schlechter vergütete Regelversorgung geschoben werden, lehnt der BVDD ab. „Hier müssen faire Lösungen gefunden werden, um die Lücke zwischen digitaler und analoger Versorgung schließen zu können“, fordert Dr. von Kiedrowski.
Quelle: Auszüge einer Pressemeldung des Berufsverbandes der Deutschen Dermatologen (BVDD)